Nils 1982

Basel
St. Gallen
Basel
Oxford
London
Basel
Bürohilfe
Buchhaltungsassistent
Trockemaurer
Berater
Geschäftsführer

AUGUST 1991: Klassenlehrer Meier will, dass ich in den Sommerferien meine Arbeit fertigstelle. Ich geniesse die Ferien. Die Nacht vor und der Weg zum ersten Schultag sind von Angst und Schuldgefühlen geprägt. Meine Vogel-Strauss-Taktik im Leben ist geboren.

NOVEMBER 1991: Hallenturnier in Windisch. Mit dem Ball am Fuss komme ich über die Mittellinie. Mehrere Stimmen schreien, ich solle schiessen. Schuss. Tor. Ich komme mir vor, wie von der Zeit entrückt, als die Mitspieler zu mir kommen.

SEPTEMBER 1995: Ich erzähle eine «wahre» Geschichte, während wir auf das Tram warten. Das Tram fährt ab. Mein Bruder sagt lange nichts, dann: «Dummschnurri».

MÄRZ 1999: Pontresina. Ich nerve mich, dass ich mich einen steilen Buckelpistenhang nur runterquälen kann. Nehme allen Mut zusammen und fahre beim zweiten Versuch, ohne an der Kante zu bremsen, mit Schwung in den Hang. Bin überwältigt. Jetzt kann ich Skifahren.

OKTOBER 2000: Eine Wettschuld wird eingelöst. Ich bin nervös, mag meine Brille nicht. Kann ich bei Catherine übernachten? Wohin mit dem Linsenmittel?

DEZEMBER 2004: Verdabbio. Nach fast drei Monaten lehrt mich nun Baptiste endlich richtig gut Trockenmauern. Ich stehe vor meiner schneebedeckten Mauer. Vor zehn Tagen noch oben ohne, frieren nun meine Hände wie noch nie zuvor.

MÄRZ 2006: Auf dem Weg vom höchsten Pass unserer Reise nach Lhasa halten wir in einer Einöde und spazieren. Ich habe ein Missverständnis mit Catherine wegen einer Nichtigkeit und fühle mich komplett orientierungslos. Stunden später lese ich in Lhasa die Email aus Oxford.

JUNI 2008: Ich bin nervös vor den Prüfungen und nehme ein Schlafmittel. Panik, Lernspaziergang an der Isis, Prüfung. Lerne, nehme nochmals ein Schlafmittel, das Adrenalin dominiert, Prüfung. Lerne wieder für den nächsten Tag, nehme jetzt keine Schlafmittel mehr, Prüfung. Mein Bruder wartet auf mich am Ende der Logic Lane und wir essen zusammen zu Mittag im University Club. Danach bin ich endlich auf der OxfordTube auf dem Weg zu Catherine. Freue mich so sehr auf sie, denke nichts, schlafe nicht – bereits seit circa 80 Stunden wach. Wie in Trance.

DEZEMBER 2011: Unsere Ferien in Mürren neigen sich dem Ende zu, als ich vernehme, dass es meiner Omama nicht gut geht. Wir kehren abends heim. Es ist zu spät, um sie zu besuchen. Am nächsten Morgen ist es endgültig zu spät. Eine tiefe Trauer überkommt mich. Meine Mutter ist bereits da, die restliche Familie kommt kurz danach. Ich mag mit niemandem reden, ich möchte einfach mit ihr alleine sein.

MAI 2013: Unser Sohn liegt entspannt auf Catherine’s Brust. Er öffnet zum ersten Mal seine Augen – und mein Herz.

29.06.2015