Helene 1995

Braunschweig
Berlin
Tellerwäscherin

MAI 2002: Wir stehen auf der Mauer im Garten. Mutprobe: Wer springt, gewinnt. Danach wird mir klar, wer springt hat nur Brennesselstiche. Triumphierend kratze nur ich meine Arme und Beine wund.

APRIL 2008: Es läuft Robbie Williams im Radio. Obwohl wir grade essen, dreht sie die Musik so laut, dass man selbst sein eigenes Kauen nicht hören kann. Das macht sie immer.

JUNI 2010: Ich laufe zwischen diesen vielen vielen Menschen, welche in alle Richtungen treiben. Die Umgebung wie das Land der Träume. Die Bässe so ohrenbetäubend laut, wie ich sie von nun an am liebsten hatte.

JULI 2011: Er erzählt mir, er hätte mich gesucht, verwechselt, und alle anderen würden ein Schauspiel aufführen, um ihn zu verwirren. Er hätte all diese Menschen, die ihn täuschen wollten, aufdecken können, weil sie kein Piercing tragen. Aber nun hat er mich wieder gefunden.

MAI 2013: Ich will ihn überholen. Als ich grade beginne, schneller zu fahren, sehe ich, dass der Lkw noch einen Anhänger hinter sich hat. ich bin schon zur Hälfte an ihm vorbei, als ich das entgegenkommende Auto bemerke. Ich trete in die Pedale, wie ich es noch nie zuvor getan habe. Auf einmal geht alles ganz schnell. Etwa einen halben Meter vor dem entgegenkommenden Auto schaffe ich es, vor dem Lkw einzulenken. Das hätte mein Ende sein können. Auf so simple und unschöne Weise.

AUGUST 2013: Er drückt mich gegen die Wand des leeren Darkrooms. Es ist Montag morgen. Sein Ständer will mich. Bin seit Donnerstag unterwegs und verstehe ihn nicht.

AUGUST 2013: Wir sitzen an der Spree. Es ist Donnerstag Morgen und die Sonne geht auf. Das LSD wirkt immernoch. Das helle Blau am Himmel und das Rosa am Horizont vermischen sich zu einem übertrieben kitschig-romantischem Gesamtbild. M's 18. Geburtstag könnte nicht schöner beginnen.

SEPTEMBER 2013: Israel. In einem kleinen Kibbuz nördlich von Tel-Aviv. Er sagt, er könne uns gut verstehen. Er hätte eine gute Schule gehabt. Lächelt kurz. Dreht sich um und zieht von dannen, als wär nichts geschehen. Wir werden sprachlos zurück gelassen.

JANUAR 2014: Es ist Sonntag der 10. Januar. 17:19. Wir liegen zu dritt in Ypsilons Bett. Unsere Füsse berühren sich. Zum ersten mal. Fordernd, jedoch vorsichtig. Dann fahren wir zu mir.

AUGUST 2014: Neukölln: Fünf Tage nach der Entscheidung, zwei Tage nach der Besichtigung steht nun fest, dass er und ich ein gemeinsames Zuhause haben werden.

07.08.2014