Patrick 1981

Plittersdorf
Eugene
Karlsruhe
Basel
Lagerarbeiter
Detailhandelsassistent
Nachhilfelehrer
Dirigent
Tutor
Wissenschaftlicher Mitarbeiter

DEZEMBER 1986: In einer Fernsehdoku im Vorabendprogramm sieht man, wie der erfrorene Scott in der Antarktis gefunden wird. Der Anblick des Toten schockiert mich so, dass ich danach wochenlang nicht richtig schlafen kann, nur bei Licht und offener Zimmertür.

DEZEMBER 1989: Mein erster PC wird mir zu Weihnachten geschenkt: Ein Olivetti M 20. Ich kugle mich auf dem Teppich vor Freude.

JULI 1995: Gartenparty eines Klassenkameraden. Ein Freund und ich verbarrikadieren uns irgendwann zum Schlafen, während die anderen draussen heimlich rauchen. Wir finden das unmöglich.

SEPTEMBER 1997: Auf Klassenfahrt im Landschulheim. Wir sitzen spät am Abend draussen, ich erkläre den Sternenhimmel. Es ist das erste Mal, dass ich von meiner Klasse wirklich ernst genommen werde. Danach ist mein Verhältnis zu den Klassenkameraden wie ausgewechselt.

OKTOBER 1998: Ich bin zum ersten Mal verliebt, weiss das aber nicht. Ich kann nur leider nichts sagen und machen, wenn Er da ist.

FEBRUAR 2004: Ich oute mich zum erstem Mal: bei meinem besten Freund. Wir sitzen in einer Kneipe, das Thema kommt in die Richtung, wir beide merken es, keiner sagt was, der Abend wird länger, sie räumen um uns schon die Stühle auf den Tisch. Endlich fragt er mich. Im Auto vor seinem Haus müssen wir dann noch zwei Stunden zu Ende reden.

MÄRZ 2004: Es ist Sonntagabend, meine Mutter bügelt, mein Vater raucht Pfeife und sieht fern, ich sitze am PC. Meine Mutter sagt, dass sie sich trennen und dass sie auszieht. Alles ergibt plötzlich Sinn, alles bricht zusammen. Ich weine, gleite vom Stuhl auf den Teppich. Meine Mutter hält mich fest im Arm, mein Vater ist erstarrt.

JUNI 2004: Mein bester Freund Florian und eine gute Freundin kommen zusammen. Bevor die beiden es mir persönlich sagen können, kräht Nils mir die Neuigkeit übers Telefon ins Ohr. Ich kann nichts sagen. Mein Traum, Florian vielleicht doch noch ganz für mich zu haben, zerplatzt. Ich muss zum ersten Mal wegen eines Typen weinen.

SEPTEMBER 2004: Ich gehe durchs Gate, für ein Jahr weg. Mein Vater weint, er ist nun ganz alleine; meine Mutter ist stark, sie lässt mich frei schwimmen.

DEZEMBER 2007: Für das Jahr 2007 hat mir eine Freundin den Vorsatz abgenommen, mich endlich bei meinen Eltern zu outen. Das Jahr vergeht, es ist Weihnachten, ich habe es nicht übers Herz gebracht. Am 28. Dezember muss ich noch mal zur Mutter und spreche es irgendwann aus. Sie hat nichts geahnt. Am 30. Dezember fahre ich extra zu meinem Vater. Seine erste Reaktion ist: «Dann sterben wir ja aus!», und dann: «Wäre schlimmer, wenn du schwer krank wärst». Vorsatz erfüllt.

09.01.2013