Karoline 1972

Celle
San Francisco
Celle
Köln
Berlin
Wien
St. Gallen
Regieassistentin
Regisseurin
Dramaturgin

JANUAR 1976: Ich erlebe meinen ersten Schnee in San Francisco. Gemeinsam mit meiner Mutter, meinem Bruder und meinem Vater fahren wir auf einen Berg. Wir haben ein lila Sandförmchen dabei, eine Krake. Damit machen wir Schneefiguren auf die Motorhaube und freuen uns, wenn sie in der Kurve runterfallen.

MAI 1976: Mein Vater besteigt ein Flugzeug. Die Triebwerke fallen aus. Alle Insassen kommen ums Leben.

AUGUST 1979: Ich werde eingeschult. Mein Klassenlehrer ist männlich, das ist mir extrem wichtig. Meine Schultüte hat meine Mutter selber gebastelt. Sie sieht aus wie ich.

NOVEMBER 1989: Die Mauer fällt. Mein Bruder hört in dieser Zeit sehr viel Radio und erfährt es als Erster. Am nächsten Tag sitze ich mit ihm im Zug nach Berlin.

APRIL 1993: Ich ziehe zu meiner besten Freundin nach Köln – ich bin Regieassistentin am Theater, wir leben von katastrophal wenig Geld und sind glücklich.

OKTOBER 1997: Ich bestehe die Aufnahmeprüfung am Max Reinhardt Seminar. Alle anderen freuen sich. Ich heule, weil ich eigentlich gar nicht nach Wien wollte.

SEPTEMBER 2001: Ich sitze in einem Irish Pub in Wien und warte auf eine Bühnenbildner-Freundin. Ich bin wahnsinnig stolz, am Burgtheater zu arbeiten, und verstehe nicht, warum die Menschen um mich herum ständig auf Rauchwolken im Fernsehen starren. Wenige Tage später schenkt mir meine Mutter bei einem Wienbesuch meinen ersten eigenen Fernseher.

DEZEMBER 2002: Ich fahre mit meinem späteren Mann über Silvester weg. Noch ist alles unbeholfen und fremd. Wir ahnen nicht, dass es ernst sein wird.

JANUAR 2006: Ich habe mein Doktoratszeugnis ausgehändigt bekommen und meine erste Stelle als Dramaturgin am Theater angenommen. Erstmals weiss ich nicht so genau was ich will in meinem Leben.

AUGUST 2011: Obwohl wir uns gerade getrennt haben, macht er mir am Telefon einen Heiratsantrag. Ich sage ja.

14.02.2012