Maria 1985

Solothurn
Berlin
Basel
Hamburg
Babysitterin
Hundeausführerin
Zeitungsverträgerin
Putzhilfe
Nachhilfelehrerin
Promoterin
Ehrendame
Sängerin
Teppichgaleristin
Dirigentin
Journalistin
Stimmbildungslehrerin
Kursleiterin Jugend und Sport
Dramaturgieassistentin
Dramaturgin
Regieassistentin
Regisseurin

AUGUST 2000: Ich nehme meine erste Gesangsstunde – es ist wunderbar und wird mich weiter begleiten.

APRIL 2005: Wir stehen zu dritt vor der Zivilschutzanlage, der Himmel reisst auf, die Regentropfen sammeln sich zu Pfützen. Wir haben in letzter Sekunde einen Platz zum Übernachten für dreissig Kinder gefunden. Wir nicken uns zu und wissen: Es ist noch immer alles gut geworden.

APRIL 2007: Beflügelt durch viele Gespräche, körperliche Aktivität, Lachen, Begegnung mit Gott und dem Gefühl, ernstgenommen zu werden, fahre ich von meinem letzten Jungschar-Kurs nach Hause. Ich glaube, ein starker Mensch zu sein und andere stärken und weiterbringen zu können.

AUGUST 2007: Ich sitze auf der Terrasse bei meinen Eltern am Boden, heule, empfinde einen nie gekannten Schmerz. Mein Freund hat unsere Beziehung beendet. Ich will die drei vergangenen Jahre aus meinem Gedächtnis streichen.

SEPTEMBER 2007: Ich sitze im Central Park auf einem grossen Stein, kein Mensch in Sichtweite, nur das Rauschen der Stadt – ich schreibe in mein Notizbuch, dass Menschen austauschbar bleiben müssen und man sich auf niemanden ganz verlassen darf.

JANUAR 2008: Ich wohne meiner ersten Leseprobe einer professionellen Theaterproduktion bei. Eine bislang ungekannte Faszination dafür, wie Text vom Blatt in den Mund zum Ohr fliesst und eine stille Bewunderung für alle, die an diesem Tisch sitzen, bricht in mir aus.

APRIL 2009: Aufbruch nach Hamburg. Mit zwei Koffern und einem Fahrrad im Zug sowie einer Angst im Bauch begreife ich, dass ich mich nicht zu fürchten brauche.

NOVEMBER 2010: Meine Frauenärztin eröffnet mir, dass ich, sollte ich mich nicht behandeln lassen, vermutlich unfruchtbar werde. Die Diagnose erklärt rückschliessend, woher die erlebten Veränderungen in mir kamen. Erschütternd stellt sich ein Grübeln über Wertlosigkeit ein – ich merke, wie unaufgeklärt man plötzlich wird, wenn die Entscheidungsfreiheit bezüglich des Kinderkriegens entzogen sein könnte.

JULI 2011: Ich arbeite in der Sommerpause auf einem ganz anderen Feld: Es gibt auch noch andere Dinge auf der Welt, die man machen kann, die erfüllend sind und die mich weiterbringen.

DEZEMBER 2011: Meine erste Inszenierung und meine Vertragsaufhebung als feste Regieassistentin. Ein erster Schritt ist getan. Die Frage, was folgen wird, kann nicht mehr verschoben werden.

15.01.2012