Karl 1979

Sarmenstorf
Winterthur
Dietikon
Zürich
Krankenkassenmitarbeiter
Bücherkurier
Bibliotheksmitarbeiter
Freier Journalist
Ausstellungsmacher

JANUAR 1995: Ich sitze alleine mit meinem Klassenlehrer im Klassenzimmer. Wir besprechen meine Zukunft. Seine Empfehlungen überrumpeln mich. Ich merke: Es ist Zeit, die Dinge selber in die Hand zu nehmen.

SEPTEMBER 1996: Im Herbstlager in den Bergen, das abendliche Beisammensein. Um mich Gesichter, die mich erwartungsfroh und voller Neugierde anschauen. Ich fasse Vertrauen.

JUNI 1997: Im Deutschunterricht, wir diskutieren Hesses Demian. Das ist neu für mich: Ein aufkeimendes Interesse, eine heftige Dringlichkeit – «Der Vogel kämpft sich aus dem Ei».

MAI 2000: Cécile lädt mich ins Museum ein. Rea führt uns durch die Ausstellung. Danach stehe ich in der Bahnhofstrasse, bin trunken vor Glück. Ich kann es kaum erwarten, Rea wieder zu sehen.

MAI 2002: Ein sonniger Frühlingsabend, ich sitze in der S-Bahn, schreibe in mein Notizheft. Vor ein paar Stunden habe ich erfahren, dass mein Vater gestorben ist. Ich fühle nichts.

NOVEMBER 2007: Mit Rea und Theo in Cervo, wir sitzen in der sonnendurchfluteten Küche, auf dem Tisch stapeln sich Bücher und Geschirr. Unsere erste Ausstellung entsteht. Zugleich weiss ich jetzt mit Sicherheit: Ich möchte Kinder.

AUGUST 2008: Ein paar Stunden nach Lorenz' Geburt liege ich auf dem Bett. Draussen die sommerliche Hitze, um das Bett versammelt stolze Grosseltern. Doch ich höre und sehe nichts, mir ist schwindlig. Umso klarer – etwas verzögert, und zum ersten Mal mit dieser Heftigkeit – die Erkenntnis, was an diesem Morgen passiert ist.

OKTOBER 2010: Ich verlasse das Geburtshaus, gehe durch den Regen, dränge mich in einen vollen Bus. Das Leben nimmt seinen gewohnten Lauf, für mich ist alles anders: Gabriel ist da.

APRIL 2011: Ich nehme mir eine Woche frei, um zu schreiben. Ich sitze mit Beat in seinem Atelier, wir diskutieren, es gibt keine Zeit. Ein Anfang ist gemacht.

MÄRZ 2013: Anton kommt zur Welt, plötzlich ist er bei uns. Mein Kopf quillt über vor Gedanken. Ich bin erschöpft und versuche, das Glück festzuhalten.

31.05.2014