Heide 1928

Dresden
Niederklein
Schweinsberg
Kassel
Hettenhausen
Frankfurt am Main
Gärtnerin
Verwaltungsangestellte

JUNI 1932: Bei einer Ruderbootpartie mit Vater und Grossvater auf einem mit Seerosen bewachsenen Seitenarm der Peene greife ich nach einer Seerose und falle ins Wasser. Unter Wasser beobachte ich, wie sich das Sonnenlicht an der Wasseroberfläche bricht und zwischen die Seerosenstengel fällt. Ich komme mir vor wie in einem Märchenwald und empfinde tiefe Faszination, Wohlbefinden und Vertrautheit. Dieses Gefühl begleitet mich ein Leben lang, sobald ich mit Wasser in Berührung komme.

AUGUST 1939: Aus wunderschönen Sommerferientagen an der Ostsee heraus wird mein Vater zum Wehrdienst einberufen – meine harmonische Kindheit nimmt ein jähes Ende.

JULI 1940: Mit dem Beginn der Bombenangriffe auf Deutschland ändert sich mein Schulalltag und wir Schüler werden zur Nachtwache eingesetzt. Um uns die langen Nächte zu verkürzen, benutzen wir den Konferenztisch des Lehrerzimmers zum Ping Pong spielen.

JULI 1946: In der Gärtnerei während der Mittagspause kauen wir hungrig auf trockenem Brot und Möhrenabfällen, als eine fremde Dame erscheint und uns Präservative verteilt. Ich und die anderen Auszubildenden halten ratlos die kleinen Päckchen in den Händen, weil wir nicht wissen, was es ist.

SEPTEMBER 1948: Übersiedlung in den Westen aus Überlebensgründen. Ich heirate und lebe im Landkreis Marburg.

APRIL 1949: Anstellung an der Staatlichen Werkakademie Kassel, zusammen mit meinem Mann. Beim Bewerbungsgespräch habe ich dem Direktor versprochen, seinen Traum von einer Schlangenfarm in dem unwirtlichen und teilweise zerstörten Kasernengelände, in dem die Akademie untergebracht ist, mit zu verwirklichen.

JULI 1949: Geburt meines ersten Kindes unter einfachsten Umständen. Das Kasernengebäude, in dem wir leben, hat teilweise keine Türen und keine Fenster. Die Hebamme wird von meinem Mann mit dem Fahrrad abgeholt.

JULI 1952: Geburt meiner Tochter. Mein Mann füllt das kleine Krankenhauszimmer mit einem riesengrossen Gladiolenstrauss.

JULI 1959: Erste Reise nach Jugoslawien mit einem VW Käfer und einem Schäferhund. Land und Leute hinterlassen starke Eindrücke bei mir. Weitere Reisen folgen mit Kindern, Zelt und Boot. Wir schliessen dauerhafte Freundschaften.

SEPTEMBER 2010: Übersiedlung nach Frankfurt in eine Wohngemeinschaft mit unserem verwitweten Sohn und zwei Enkelkindern.

27.04.2014