Svetlana 1980

Baden
Ried-Mörel
Bournemouth
Naters
Birgisch
Zürich
St. Petersburg
Zürich
Moskau
Zürich
Putzfrau
Kioskverkäuferin
Au-pair
Serviceangestellte
Nachhilfelehrerin
Aushilfs-Lehrerin
Wissenschaftliche Assistentin
Software Engineer
System Engineer
IT-Projektleiterin

MAI 1988: Ich komme weinend heim und erzähle Mama, wie mich die anderen in der Schule wieder verletzt haben. Mama regt sich auf und meint: «Die sind extra hierher gezogen um in deiner Nähe zu sein, damit sie dich besser plagen können. Wir sind umzingelt von ihnen.» Ich verstumme, weil ich weiss, dass das nicht stimmt.

AUGUST 1989: Meine Tante ruft während dem Mittagessen an, Mama sagt weinend zu Papa, er solle das Telefon nehmen, und läuft selber ins Schlafzimmer, Papa hinterher. Meine Schwester und ich bleiben verunsichert am Mittagstisch zurück. Als Mama zu uns zurückkommt, erfahren wir: Unser 21-jähriger Onkel ist tödlich verunglückt.

JUNI 1993: Wir ziehen von Baden ins Wallis. Für meine Eltern ist es eine Rückkehr in die Heimat. Sie denken, das sei für uns Kinder auch so.

DEZEMBER 1995: Mama und Papa erklären uns am Weihnachtsabend Arm in Arm, dass sie es nochmal miteinander versuchen wollen. Ich bin bestürzt und denke nur, dass das weiterhin schief gehen wird.

OKTOBER 1997: Mein erster Freund zwingt mich zum ersten Mal zu Sex. Er wird es noch für den Rest unserer Beziehung tun.

JANUAR 1998: Ich verliere meine beste Freundin an meinen ersten Freund.

SEPTEMBER 1998: Als ich morgens aufstehe, sehe ich einen hellen Stern am Himmel. Es ist die Venus. Ich lese das Gedicht «Reklame» von Ingeborg Bachmann, dass an meinem Kleiderschrank klebt. Nachdem mich Papa bei Mama abgeliefert hat, entdecke ich auf dem verbrauchten Schreibband der Schreibmaschine Papas Abschiedsbriefe. Wie erwartet, will er sich umbringen. Ich rufe in seinem Büro an, wohin er gefahren ist. Sie sagen, er habe Ferien. Ich alarmiere alle.

JULI 2000: Ich gewinne meinen ersten Lieblingsmann für mich.

OKTOBER 2000: Mein Mathematikstudium beginnt und damit eine sehr spannende, sehr anstrengende und auch teilweise einsame Zeit. Ausserdem entwickelt sich meine wichtigste Freundschaft zu einer Mitstudentin.

AUGUST 2013: Die Anzahl meiner Lieblingsmänner verdoppelt sich von eins auf zwei.

01.01.2014