Nadja 1977

Gera
Jena
Gera
Gotha
Ergotherapeutin
Gemeinschaftspraxisleiterin
Frühförderin
Wissenschaftliche Hilfsassistentin
wissenschaftliche Mitarbeiterin

AUGUST 1980: Meine Mutter nimmt sich das Leben. Ich weiss nicht mehr, wie sie aussah, aber wie es gerochen hat, als ich sie fand. Das alles werde ich für lange Zeit vergessen.

JUNI 1988: Ein Mädchen sagt, dass ich keine richtigen Eltern hätte. Meine Mutter antwortet mir auf meine Nachfrage, was sie damit wohl meine: «Was wäre, wenn es so ist?» Nichts ist so, wie es scheint.

MAI 1996: Ich sitze schwanger in der Abi-Prüfung und weiss, dass das kleine Wesen in mir und ich ein Geschenk füreinander sein werden.

NOVEMBER 1996: Der Kleine ist sehr krank und ich werde zur Löwin. Ich schlafe nächtelang auf den zusammengerückten Stühlen in Krankenhausfluren.

AUGUST 1999: Er beobachtet mich mit gütigen, schmunzelnden Augen an einem sonnigen Sonntag im Café beim Frühstück und zeigt mir, wie Liebe geht.

AUGUST 2001: Ich beginne, kleine Texte zu schreiben. Daraus entwickelt sich eine regelrechte Schreibwut. Innerhalb von zwei Wochen habe ich 75 Texte vor mir liegen. Er und ich machen ein Künstlerbuch daraus.

JULI 2003: Wir bekommen unsere Tochter, heiraten heimlich und richten uns ein.

JANUAR 2009: Er hat sich in eine andere verliebt und ich soll bleiben. Wieder ist nichts, wie es scheint. Was will ich? Gehen oder bleiben? Ich entscheide mich für beides.

OKTOBER 2009: Nachdem ich meinen Job als Gemeinschaftspraxisleiterin im therapeutischen Bereich gekündigt habe, sitze ich nach ewiger Zeit wieder in einem Hörsaal mit Kaffee aus der Thermoskanne und fühle mich frei.

JULI 2013: Ich erfülle mir einen Kindheitswunsch und lerne Reiten.

12.11.2013