Urs 1977

Greppen
Bournemouth
Baar
Luzern
Berlin
Luzern
Köln
Zürich
Bäckergehilfe
Kaufmännischer Angestellter
Fotograf
DJ
Möbelpacker
Journalist
Texter

FEBRUAR 1988: Ich sehe Pirmin Zurbriggen die Olympiaabfahrt in Calgary gewinnen und beschliesse, Skirennfahrer zu werden. Dass ich bisher noch nie auf Skiern gestanden bin, schmälert diese Ambition in keinster Weise.

SEPTEMBER 1989: Im Nachbardorf kaufe ich mir meine dritte Kassette überhaupt. Weder den Bandnamen (The Cure) noch den Albumtitel («Disintegration») bin ich fähig richtig auszusprechen. Die Musik auf der Kassette entzieht sich meinem klanglichen Verständnis – ich kaufte sie nur wegen der Single «Lullaby». Doch verändert das Album alsbald meine Hörgewohnheiten fundamental.

AUGUST 1997: Ich fliege, zum ersten Mal in meinem Leben. Nach England, in den Sprachaufenthalt. Beim letzten gemeinsamen Frühstück für das nächste halbe Jahr erfahre ich von meiner Mutter, dass Stunden zuvor Prinzessin Diana tödlich verunglückt ist.

JULI 2001: Nach zwei Monaten des Reisens stehe ich im Korridor des Studentenheims in Calgary, als mir meine Mutter am Telefon mitteilt, mein bester Freund sei heute gestorben.

MAI 2004: Auf einem Kirchenturm in Hamburg lerne ich eine wundervolle Serbin kennen. Die Beziehung hält nicht lange. Die Erkenntnis, dass die Liebe überall und jederzeit antreffbar sein kann, wird bleiben.

JULI 2005: Als ich aus dem gesichtslosen Bürogebäude in Cham laufe, in dem ich bis heute den schlimmsten Job meines Lebens verrichtet habe, schwöre ich mir: Nie, nie, nie mehr wieder werde ich eine mir sinnfremde Arbeit verrichten.

JANUAR 2009: Ich fotografiere die Wohnung des verstorbenen Grossvaters meiner Freundin. Emotional bleibe ich ungerührt. Dann drückt mir ein Kontoauszug, der zwei Monate nach seinem Tod erstellt wurde, das Herz zusammen.

DEZEMBER 2009: Mit einem kollabierten rechten Lungenflügel liege ich im Spitalbett und schaue aus dem Fenster nach draussen. Der Wetterreport meldet Temperaturen von -10 Grad. Ich hasse Kälte, aber ich wünsche mir gerade nichts sehnlicher, als sie intensiv auf meiner Haut zu spüren.

APRIL 2010: Vor dem Atomic Bomb Dome stehend, versuche ich ansatzweise zu verstehen, warum an diesem 6. August 1945 in Hiroshima die Welt unterging.

MAI 2013: Tränen über Tränen: Auf dem Heimflug nach Zürich scheint die Quelle nicht zu versiegen. Dass unsere Liebe nicht genug Kraft entwickeln konnte, um zu überleben, schmerzt schrecklich.

19.09.2013