1957

APRIL 1957: Nach Abschluss meiner Lehre als Kaufmann fahre ich mit meinem Fahrrad in ein landwirtschaftliches Praktikum nach Romainmôtier. Ich will mich neu orientieren.

APRIL 1957: Ich lerne meinen Mann auf einer Studienreise in Spanien kennen. Auf Abendspaziergängen führen wir lange, ernste Gespräche. Unsere Ehe wird sehr glücklich.

APRIL 1957: Ich komme als Erstklässler in die schweizerische Primarschule nach Tanga – sie ist mit dem Flugzeug eine Tagesreise von meinem Zuhause entfernt, ich sehe meine Eltern nur noch in den Ferien. Ich habe gute Lehrerinnen und Lehrer, aber ich verlerne das Suaheli.

APRIL 1957: Ich finde endlich in Thun eine Stelle als Kindergärtnerin, nachdem ich im Pestalozzi-Dorf tätig war und erleben musste, wie schlecht kriegsgeschädigte Kinder behandelt wurden.

MAI 1957: Um mich auf das Eheleben mit Alfred vorzubereiten, lernen ich Orgelspielen und Schreibmaschine tippen. Ich hätte lieber noch besser Kochen gelernt! Mit einer anderen künftigen Pfarrfrau lerne ich ausserdem Hemden bügeln. Die Faustregel, pro Hemd 20 Minuten zu bügeln, beherzige ich nie: Das ist viel zu lang.

MAI 1957: Hochzeit unserer Ältesten, die bereits 19 Jahre alt ist. Dies ist eine wirklich grosse Entlastung für mich: Zwei erwachsene Frauen, zwei Buben und ein Mann in einer Einzimmerwohung – das war oft ein Kampf.

DEZEMBER 1957: Ich gehe zum ersten Mal in Luzern ins Theater – Weihnachtsmärchen, Schneeweisschen und Rosenrot. Ich weiss, dass ich in diese Welt des Theaters gehöre.