1949

APRIL 1949: Nachdem ich die Mittelschule in Eckernförde nachgeholt habe, beginne ich eine Lehre als Krankenschwester im Stadtkrankenhaus in Hanau. Mit zwei Mitschülerinnen aus dieser Zeit bin ich heute noch gut befreundet.

APRIL 1949: Anstellung an der Staatlichen Werkakademie Kassel, zusammen mit meinem Mann. Beim Bewerbungsgespräch habe ich dem Direktor versprochen, seinen Traum von einer Schlangenfarm in dem unwirtlichen und teilweise zerstörten Kasernengelände, in dem die Akademie untergebracht ist, mit zu verwirklichen.

JUNI 1949: Die Holzheizung hat einen Brand in dem von meinem Vater erbauten Haus verursacht. Ich renne von der Schule nach Hause, sehe eine riesige Rauchwolke aufsteigen und erlebe, wie die Feuerwehr den Brand löschen kann.

JULI 1949: Geburt meines ersten Kindes unter einfachsten Umständen. Das Kasernengebäude, in dem wir leben, hat teilweise keine Türen und keine Fenster. Die Hebamme wird von meinem Mann mit dem Fahrrad abgeholt.

AUGUST 1949: Mein Vater stirbt. Ich habe keine bewusste Erinnerung an ihn.

SEPTEMBER 1949: Ich besuche die High School in Manchester und bin nach einem halben Jahr der Beste in Englisch.

DEZEMBER 1949: Wir sitzen am 24. Dezember um Mitternacht im Zug nach Westdeutschland. Mein Vater fürchtet, aus dem Zug geholt zu werden, doch die Grenzer sind milde gestimmt in dieser Heiligen Nacht. Mein Hündchen, mein Trost in mancher Einsamkeit, bleibt unentdeckt.

DEZEMBER 1949: In meine Jugendgruppe «Niklaus Manuel» der Kirchgemeinde Münster bei Pfarrer Walter Lüthi kommen ein paar Konfirmandinnen, um sich umzuschauen. Der Anblick von Antonia trifft mich wie ein Blitz.