1943

APRIL 1943: Ich wechsle in die Sekundarschule Adelboden. Täglich stehe ich um fünf Uhr auf und gehe zu Fuss, auf Skiern oder mit dem Fahrrad zur Schule. Ich bin der erste Schüler aus der Mitte des Engstligentals, der überhaupt die Sekundarschule besucht. Die Leute im Tal sagen: «Der Schulmeisterbub braucht eine Spezialbehandlung», sie schauen mich an wie eine Kuh mit langen Hörnern.

APRIL 1943: Meine erste Stelle als Lehrerin in Kahlberg-Liep auf der Frischen Nehrung an der ostpreussischen Küste. Ich bin dort allein für 115 Kinder verantwortlich.

JULI 1943: Als Halbjüdin muss ich nach der 9. Klasse die Schule verlassen und Pflichtjahrstellen in der Hauswirtschaft annehmen.

SEPTEMBER 1943: Ich werde in Marienwerder (Westpreussen) eingeschult und als erstes von den Bauernjungen in meiner Klasse verprügelt.

SEPTEMBER 1943: Feldurlaub meines Vaters, sechs Wochen nach meiner Geburt. In ihr Notizbuch schreibt meine Mutter glücklich, dass mein Vater so sorgsam mit mir umgeht und so hilfsbereit ist. Im Oktober, kurz nach seiner Rückkehr, stirbt er auf dem Marsch in die russische Gefangenschaft.